Liebe Leser*innen
Wir freuen uns, Ihnen die 15. Ausgabe des «vipp Schulpsychologie Newsletters» präsentieren zu dürfen.
Auch dieses Mal haben wir für Sie eine Vielzahl anregender Beiträge zusammengestellt. Wir blicken unter anderem zurück auf den dritten Schulpsychologiekongress in Biel, der unter dem Motto «Lernen im Universum immer neuer Möglichkeiten» stattfand. Ebenso berichten wir von der Tagung an der Universität Zürich mit Prof. Dr. Guy Bodenmann, die sich mit den Spannungsfeldern zwischen Familie und Schule auseinandersetzte.
Darüber hinaus stellen wir Ihnen ein Gruppenangebot für Kinder aus Trennungs- und Scheidungssituationen sowie das Projekt des beziehungsfördernden Spiels vor – zwei aktuelle wirkungsvolle Instrumente der schulpsychologischen Praxis.
Ein weiterer Beitrag dieser Ausgabe widmet sich dem Thema Frühintervention: Wir geben einen kurzen Einblick in die interdisziplinären Sitzungsgefässe der Schulpsychologischen Dienste im Kanton Luzern.
Wie gewohnt finden Sie am Ende der Ausgabe ausgewählte Literaturtipps sowie einen spannenden Beitrag rund um Psychologie, Schule und Erziehung.
Damit der Newsletter weitere interessierte Leser*innen erreicht, empfehlen wir den Schulleitungen, in ihren internen Mitteilungen folgenden Hinweis aufzunehmen: «Vor kurzem ist eine neue Ausgabe des Schulpsychologie-Newsletters erschienen. Für alle, die ihn noch nicht abonniert haben, lohnt sich ein Klick auf die Abo-Seite (Link Newsletter-Abo)».
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und viel Freude beim Lesen!
Redaktionsteam:
Ines Müller, SPD Rontal
Selina Anderhub, SPD Hochdorf (Leitung Redaktionsteam)
Denise Eichenberger, SPD Willisau
Eva Buholzer, SPD Sursee
Claudia Pecorari, SPD Hochdorf (Vorsitzende Sektion Schulpsychologie Kt. Luzern)
Am 8. und 9. November 2024 fand ein bedeutendes Highlight im Kalender der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie (SKJP) statt: Der 3. Schulpsychologie-Kongress begeisterte mit spannenden Keynotes, vielfältigen Parallelsessions und einem inspirierenden Austausch rund um das Thema «Lernen». Rund 500 Teilnehmende pro Tag sorgten für einen vollen Saal und rege Diskussionen.
Unter dem Titel «2 x 3 macht 4 – Lernen im Universum immer neuer Möglichkeiten» widmete sich der Kongress einem Phänomen, das uns ein Leben lang begleitet. Im Fokus standen dabei sowohl klassische als auch aktuelle Perspektiven auf das Lernen – von frühkindlicher Bildung über emotionale Kompetenzen bis hin zu neuro- und kognitionspsychologischen Aspekten.
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf dem Einfluss digitaler Medien auf Lernprozesse. Ein zweisprachiges Symposium beleuchtete die Chancen und Herausforderungen dieser Entwicklung. Ergänzt wurde das Programm durch praxisnahe Posterpräsentationen und neue Forschungsergebnisse.
Der Kongress bot einen reichhaltigen Boden für Reflexion, Austausch und neue Impulse – ein voller Erfolg für alle Teilnehmenden!
Die Unterlagen können hier heruntergeladen werden: Kongress - SKJP Schweizerische Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie
An der diesjährigen Fachtagung der Universität Zürich drehte sich alles um das aktuelle Thema «Spannungen in Familie und Schule: Hintergründe und Lösungen». Die Veranstaltung, organisiert vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie Kinder/Jugendliche & Paare/Familien, brachte Fachpersonen aus Forschung und Praxis zusammen, die täglich mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien arbeiten. Referentinnen und Referenten aus verschiedenen Fachbereichen präsentierten neuste theoretische und empirische Befunde und berichteten über ihre Erfahrungen. Die Themen wurden im Anschluss in einem Podiumsgespräch vertieft.
Das vielfältige Programm umfasste unter anderem folgende Beiträge: Krisenintervention im Jugendalter; Partnerschaftskonflikte und ihre Auswirkungen auf Kinder; Stress beim Kindergarteneintritt; Schule und Familie im Spannungsfeld; Fördern, Fordern und Überfordern.
Die Veranstaltung stiess auf grosses Interesse und bot vielfältige Denkanstösse für die Praxis in Schule, Beratung, Therapie und Verwaltung.
Die nächste Fachtagung findet am Freitag, 22. August 2025 statt. Thema: «Familienwelten und kindliches Befinden – Auswirkungen von Familienformen und Scheidung auf Kinder und Jugendliche». Auch im kommenden Jahr dürfen Sie sich auf spannende Vorträge, praxisnahe Diskussionen und einen lebendigen Austausch freuen.
Gruppe für Kinder aus Trennungs – und Scheidungssituationen
Seit einigen Jahren bietet der Schulpsychologische Dienst Sursee ein Gruppenprogramm für Kinder in Trennungs- und Scheidungssituationen an. Dieses Angebot richtet sich an im Kanton Luzern wohnhafte Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren, deren Eltern getrennt oder geschieden sind. Eine solche familiäre Veränderung kann für Kinder eine belastende und prägende Erfahrung darstellen, die mit Gefühlen von Unsicherheit, Hilflosigkeit und Missverständnissen verbunden ist. Ziel des Programms ist es, betroffene Kinder in dieser herausfordernden Lebensphase zu unterstützen und zu stärken.
In einer festen Gruppe haben die Kinder die Möglichkeit, sich sowohl emotional als auch kognitiv mit ihrer veränderten Familiensituation auseinanderzusetzen. Das Gruppenangebot soll den Kindern einen geschützten Raum bieten, in dem sie Unterstützung finden und neue Bewältigungsstrategien entwickeln können. Das Gruppenprogramm umfasst regelmässige Treffen mit einem strukturierten Ablauf, der den Kindern eine verlässliche und unterstützende Umgebung bietet. Zusätzlich findet ein Informationsabend für die Erziehungsberechtigten statt.
In der Gruppe lernen die Kinder, ihre Gefühle zu erkennen, zu verstehen und auszudrücken. Sie erhalten kindgerechtes Wissen über Trennung und Scheidung und entwickeln gemeinsam Problemlösungsstrategien. Der Selbstwert der Kinder wird gestärkt, und sie erfahren, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind. Die Methoden des Programms sind vielfältig und auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt – dazu gehören Gruppenspiele, Rollenspiele, Geschichten, Malen, Basteln, Szenenarbeit, Entspannungsübungen und Gruppengespräche.
Die Anmeldung erfolgt via Anmeldetalon des Flyers (Link) oder telefonisch beim Schulpsychologischen Dienst Sursee (041 525 81 10).
Projekt des beziehungsfördernden Spiels
Das Beziehungsfördernde Spiel in Schulklassen wird seit einigen Jahren von mehreren schulpsychologischen Diensten des Kantons Luzern angeboten. Der Schulpsychologische Dienst der Stadt Luzern hat das Angebot seit dem Schuljahr 2021/2022 an insgesamt 59 Tagen in 21 Schulklassen gemeinsam mit den jeweiligen Lehrpersonen durchgeführt. Dabei wurden zahlreiche positive Rückmeldungen gesammelt: Lehrpersonen berichten, dass die Kinder durch das gemeinsame Spiel neue Freundschaften knüpfen konnten, ein positives Klassenklima entstand und sie die Möglichkeit erhielten, bisher unbekannte Stärken und Persönlichkeitsmerkmale ihrer Schüler*innen zu entdecken sowie mehr über deren Befindlichkeit zu erfahren. Darüber hinaus stellten einige Lehrpersonen in den Pausen und im Unterricht eine bessere Durchmischung der Gruppen sowie eine höhere gegenseitige Akzeptanz fest. Insgesamt zeigt sich: Das beziehungsfördernde Spiel ist für die ganze Klasse ein positives Erlebnis. Es stärkt die Beziehungen untereinander und fördert die emotionale Nähe innerhalb der Gruppe.
Jeder Schulpsychologische Dienst im Kanton Luzern engagiert sich in seinem gesamten Schuldienstkreis im Bereich der Frühintervention. Das Ziel ist die Förderung der psychischen Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Deshalb engagieren sich die Schulpsycholog*innen im Kanton Luzern auch in interdisziplinären Sitzungsgefässen, in denen gefährdete Schüler und Schülerinnen lösungsorientiert besprochen werden, um den Lehrpersonen zu mehr Handlungssicherheit zu verhelfen.
Hilfreiche Materialien finden sich in folgenden Dokumenten
Aiana erblüht im weiblichen Zyklus
Samantha Kaempf-Nanchen ist Psychotherapeutin für Kinder und Erwachsene. Ihr erstes Buch „Aiana lernt, mit ihrer Angst umzugehen“, welches wir im letzten Newsletter vorgestellt haben, hat bereits viele kleine und grosse Leser*innen begeistert und ihnen wertvolle Unterstützung geboten. Nun erscheint ihr neues Werk: „Aiana erblüht im weiblichen Zyklus“. Es erzählt die Geschichte des weiblichen Zyklus und bietet ergänzend kurze, geführte Meditationen zum Anhören, eine Vorlage zur Beobachtung der vier inneren Jahreszeiten sowie praktische Tipps rund um die Periode.
Ich bin ein Glückskind
Dieses Buch begleitet Kinder im Alter von etwa 8 bis 14 Jahren durch das (Schul-)Jahr und unterstützt sie dabei, ihren Selbstwert zu stärken. Es lädt dazu ein, Neues zu entdecken, sich selbst besser kennenzulernen und die eigene Kreativität sowie Vorstellungskraft zu entfalten. Zahlreiche Tipps und Anregungen helfen den Kindern, ihre Gefühle besser zu regulieren und ihre persönlichen Stärken weiterzuentwickeln. Ergänzend bietet eine Begleitbroschüre für Eltern alltagstaugliche Hinweise sowie Erläuterungen zu den wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen die Übungen, Spiel- und Bastelideen im Tagebuch basieren. Entstanden ist das Feel Good Tagebuch in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychologin Ina Blanc.
Emil geht zum Schulpsychologischen Dienst
Ein Bilderbuch zum Vorlesen für Kinder zur Vorbereitung auf den Besuch beim Schulpsychologischen Dienst.
Dieses Bilderbuch wurde als Praxisforschungsarbeit im Rahmen der postgradualen Weiterbildung „Master of Advanced Studies in Schulpsychologie“ der Universität Zürich entworfen.
Das Buch kann unter folgendem Link heruntergeladen werden: https://spd-pfaeffikon.ch/downloads.html
Im aktuellen Newsletter finden Sie zudem einen begleitenden Artikel (PDF) zum Buch.
«Familienbande» – der Podcast rund ums Familienwerden und Familiensein
«Familienbande» (Link) ist ein Audio-Podcast, der sich in lockerer Folge Fragen und Anliegen rund um das Elternsein widmet. Jede Episode beleuchtet ein Thema, das viele Eltern aus dem Familienalltag nur allzu gut kennen – zugleich spannend und informativ auch für alle, die (noch) keine eigenen Kinder haben.
Ein Podcast von Eltern für Eltern – fundiert und alltagsnah, mit fachlicher Unterstützung der Entwicklungsabteilung des Kinderspitals Zürich, von Pro Juventute und Elternbildung Schweiz.
Beziehungsfördernder Unterricht: Neue Werkzeuge aus Luzern
In der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik wurde ein Gesprächsinstrument vorgestellt, das im Kanton Luzern erarbeitet wurde:
Das Bindungsbrett, entwickelt von Lothar Steinke (ehemals Schulpsychologe im Kanton Luzern), dient dazu, Nähe-Distanz-Erleben und Emotionsregulation im Gespräch visuell zu erfassen. Es wird heute an der PH Luzern weiter beforscht.
Darauf aufbauend entstand im Rahmen der Masterarbeit von Jennifer Schumacher (Horw) der Bindungskompass – ein Kartenset zur differenzierten Planung pädagogischer Interventionen.
Beide Werkzeuge wurden im Rahmen einer explorativen Feldstudie mit schulischen Heilpädagog:innen eingesetzt und zeigten positive Effekte auf Beziehungsgestaltung, Motivation und Selbstregulation von Schüler:innen.
Artikel und Download: https://bondingboard.com/kompass
Daniela Meier
Spitalstrasse 25
6004 Luzern
Telefon 041 511 25 52
Sekretariatszeiten
Dienstag 8.30 bis 11.30 Uhr
Freitag 8.30 bis 11.30 Uhr
Die Fotos der Veranstaltungen sind im Mitgliederbereich gespeichert.
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